Bleib einfach, bleib bildstark, bleib konkret – und wiederhole viel …
…das sind die wichtigsten Punkte, die wir beim ersten vorleselustigen Stammtisch des Jahres 2025 herausgearbeitet haben.
Die Veranstaltung für unsere Vorlesepat:innen stand unter dem Motto: „Wie lese ich für Kinder, die kaum oder wenig Deutsch sprechen?“.
Schwierigkeiten, die daraus entstehen, einer Kitagruppe mit verschiedenen Sprachniveaus vorzulesen, waren von den Anwesenden schnell auf den Punkt gebracht: „leere Gesichter“. Unsere Vereinsmitglieder sehen den Kindern an, dass wenig oder gar nichts verstanden wird. Daraus resultiert verständlicherweise Langeweile und darauf folgt unruhiges Verhalten.
Der Sprach- und Sprecherwerb ist unverzichtbar für Integration und Teilhabe. Unsere Vorlesepat:innen können und wollen dabei unterstützen.
Romy Hahn, die eingeladene Referentin, ist eine sehr erfahrene Grundschullehrerin für Deutsch als Zweitsprache (DaZ) und brachte ein gutes halbes Dutzend Bücher mit. Diese stellte sie vor und verdeutlichte dabei ihre Tipps:
- Bilderbücher sind viel geeigneter als reine Vorlesetexte. Unter anderem war dabei „Waschbär wäscht Wäsche“ von Susanne Straßer. Die Bilder dienen der Orientierung und durch die sie können einzelne Wörter und Ausdrücke in den Wortschatz integriert werden. Beispiel: Der Waschbär (auf Waschbären zeigen) wäscht (Bottich zeigen) Socken (Socken zeigen).
- Die Wiederholung ist ein wichtiges Element, um einzelne Wörter zu festigen und zu lernen. Beispiel: Der Waschbär wäscht Socken. Der Waschbär hängt die Socken an die Leine. Der Waschbär wäscht einen Rock. Der Waschbär hängt den Rock an die Leine.
- Dialogisches Lesen, also zwischendurch Fragen zur Geschichte und den Bildern stellen und so punktuell den Kindern die Möglichkeit geben etwas selbst zu formulieren, stärkt die Sprachkompetenz und das Selbstvertrauen der Kinder. Außerdem kann so überprüft werden, ob die Geschichte auch verstanden wird.
- Die ausgewählten Geschichten sollten grammatikalisch einfach sein. Es ist hilfreich, wenn Geschichten (bzw. die enthaltenen Wörter) auf die Lebenswirklichkeit der Kinder abzielen. Damit ist gemeint, dass „Socken“ für Kinder relevanter sind als zum Beispiel Lohnsteuererklärungen. 😉 Das heißt natürlich nicht, dass die Geschichten nicht auch phantastische Elemente enthalten dürfen. Im Buch „Elefant, wo bist du?“ von David Barrow versteckt sich der Elefant an verschiedenen Plätzen in einer Wohnung. Dabei werden neben „Elefant“ auch die Wörter „Tisch“ und „Lampe“ gelernt.
- Reime, Abzählverse und Lieder sind ebenfalls hilfreich beim Spracherwerb. Kinder lernen dabei spielerisch Laute, Lautkombinationen und Ausdrücke. Sie behalten gereimtes besser im Gedächtnis.
Unsere Vorlesepat:innen bereicherten die Diskussion mit einzelnen Fallbeispielen und Problemstellungen. Ein gelungener Stammtisch! Danke Romy!

Das sind die empfohlenen Buchtitel:
– Susanne Straßer: „Waschbär wäscht Wäsche“
– Tyler Feder: „Körper sind toll“
– Walter Wick: „Ich finde was,…“
– David Barrow: „Elefant, wo bist du?“
– Corey R. Tabor: „Pips fliegt“
– Guilherme Karsten: „Bist du ein Monster?“
– Ryan T. Higgins: „Wir essen keine Mitschüler“
Ein Tipp für alle, die mal erfahren wollen, wie es ist, wenn man eine Sprache nicht versteht und wie unglaublich anstrengend und langweilig das auf Dauer ist. Eine Geschichte wird auf Arabisch anhand von Bildern erzählt: https://www.youtube.com/watch?v=MXhywDIc4BE